ABENDS AM BERG
Abends am Berg hörst du das Hirtenhorn
weinen,
Herden ziehen auf, schimmernde Sterne erscheinen,
Quellwasser schluchzt klar in den Brunnentrog
rauschend,
Harrest du mein, unter dem Lindenbaum lauschend.
Sieh, wie der Mond hell und erhaben dort gleitet!
Groß ist dein Blick und auf das Laubdach
geweitet,
Sterne erglühn feucht auf azurenem Grunde:
Sehnsuchtgetränkt, nachdenklich ist diese
Stunde.
Wolken ziehn auf, Strahlen durchsprühn
ihr Gewühle,
Hütten im Mond ragen mit altem Gestühle,
Knarrend im Wind schlenkert der Schwengel
die Bürde,
Rauch füllt das Tal, Flötenlaut
tönt aus der Hürde.
Müde vom Feld, Sensen geschultert, die
Mäher
Kehren nun heim: klappert das Klopfbrett schon
näher;
Glocke und Zeit klingen im Abend zusammen
-
Aber mein Herz facht seine Liebe zu Flammen!
Warte nur, bald wird sich im Dorf nichts mehr
regen,
Warte nur, bald eil' ich beschwingt dir entgegen,
Unter dem Baum soll uns die Nacht ganz gehören,
Stundenlang will Liebe und Treu ich dir schwören.
Haupt ganz an Haupt, innig verschlungen im
Raume,
Hoch überlaubt von diesem uralten Baume,
Schlummern wir ein. - In solcher Nacht zu
entschweben,
Wer gäbe nicht freudig dahin wohl sein
Leben!
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