Noch hab ich ein Verlangen
Noch hab ich ein Verlangen:
O goennet mir den Tod
Am fernen Meeresstrande
Im stillen Abendrot.
Dort schlafe tief ich ein,
Mir rauscht der Wald zur Seite,
Und ueber Meeresweite
Wird klar der Himmel sein;
Kein Weh der Abschiedsgeigen,
Kein Sarg decke mich zu;
Aus jungen gruenen Zweigen
Flechtet das Bett zur Ruh.
Niemand soll um mich trauern
Und klagen mir zu Haupt-
Herbst laesst die Baeume schauern,
Bevor er sie entlaubt.
Dann wird die Quelle rauschen,
Der Mond mit bleichem Schein
Durch Tannenspitzen lauschen
Und leise bei mir sein;
Die kuehlen Abendwinde
Hoer wehn ich uebers Grab,
Es wirft die heilge Linde
Ihr Laub auf mich herab.
Das Irren auf und nieder,
Es ist zu Ende nun,
Erinnerung wird mich betten,
Und stille werd ich ruhn.
Dann glueht der Abendstern
Aus dem Wacholderdunkel,
Der Freund so hoch und fern
Mit lieblichem Gefunkel.
Es schaeumt vor Lust und Schmertz
Das Meer im letzten Schein...
Du aber wirst nun Erde sein,
Du mein vereinsamt Herz.
(Herman Roth)
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